„Homeoffice oder Remote Work – Was macht das mit uns?“

Für den einen Fluch, für den anderen Segen. Stimmen werden lauter, dass ein Lockdown bedingtes Arbeiten von zu Hause anstrengend sein kann und uns an körperliche und seelische Grenzen bringt. Sind wir dieser Situation ausgeliefert? Oder wieviel Einfluss haben wir selbst auf unseren Zustand dabei? Warum kommen manche gut zurecht und andere gar nicht, obwohl sie sich in einer vergleichbaren Situation befinden?

Gestattet der Arbeitgeber Homeoffice oder ordnet er dieses sogar an und ist es schriftlich vereinbart, muss er laut Arbeitsstättenverordnung dafür Sorge tragen, dass dem Arbeitnehmer ein Arbeitsplatz zu Hause ausgestattet wird. Beim RemoteWork spricht man davon, seinen privaten PC nutzen zu dürfen, den Arbeits-Laptop mit nach Hause oder auf Reisen zu nehmen, um standortunabhängig auf Dateien zugreifen zu können und mit dem Unternehmen zu kommunizieren – per E-Mail, Telefon und inzwischen zahlreichen spezialisierten Tools, die es erlauben, mit Kollegen und Vorgesetzten ebenso mühelos zu kommunizieren, als säße man gemeinsam am Konferenztisch. 

Ist Homeoffice bzw. Remote Work für Arbeitnehmer immer ein Segen?

War es nicht für viele von uns die Traumvorstellung schlechthin? Die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, ortsunabhängig, keine langen An- und Abfahrtswege zum Arbeitsplatz, flexible Arbeitszeiten, mehr Spielraum für Kinder- oder auch pflegebedürftige Elternbetreuung? 

Ob von Zuhause am Schreibtisch, im Zug während einer Geschäftsreise oder im Ausland an seinem Lieblingsort. Manche Tätigkeiten lassen sich mobil und ganz komfortabel auch an diesen Orten erledigen – sofern ein schneller Internetzugang funktioniert. All dies sind positive Assoziationen mit Homeoffice oder auch Remote Work.

Mit dem Lockdown durch die Corona-Pandemie wurde Homeoffice schneller salonfähig als manches Unternehmen sich vorstellen konnte. Anfangs empfand man – aus Arbeitnehmersicht betrachtet – größtenteils Begeisterung dafür.  

Hat Homeoffice bzw. Remote Work auch Nachteile?

Mit der Zeit höre ich als Coach und auch privat viele Stimmen, die immer öfter über die Nachteile der Remote Arbeit bzw. des Homeoffice berichten:

  • Konzentrierte Arbeit von zu Hause, mit dem Geräuschpegel einer Familie mit Kindern ist nicht unbedingt vereinbar. Auch die Betreuung dieser während der Arbeitszeit, ist auf Dauer schwierig.
  • Alleinlebenden „fällt manchmal die Decke auf den Kopf“, bedingt durch eine kleine Wohnung oder fehlende soziale Kontakte in der Firma. Manche sprechen von sozialer Isolation.
  • Gerade Berufsanfänger oder Jobwechsler empfinden Nachteile, haben sie doch kaum die Chance, ihr neues Team wirklich kennenzulernen und die Unternehmenskultur zu spüren.
  • Oft leiden Menschen, die längerfristig von zu Hause arbeiten und dies an ihren eigenen Tischen und Sitzmöbeln tun, an physischen Beeinträchtigungen wie z.B. Rückenschmerzen, Halswirbel- und Schulterprobleme oder auch Kopf- und Augenschmerzen. Das liegt an der meist nicht ergonomischen Büroausstattung: keine höhenverstellbare Schreibtische und Bürostühle, schlechte Lichtverhältnisse. 

Homeoffice und Remote Work aus Arbeitgebersicht

Arbeitgeber haben in der Pandemie dafür Sorge zu tragen, dass für Arbeitnehmer im Betrieb das Ansteckungsrisiko soweit wie möglich reduziert wird, um eine zu schnelle Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Im Lockdown wurde Homeoffice, wo auch immer es möglich war, angeordnet. Später hing es vom Inszidenzwert ab bzw. liegt im Ermessen des Arbeitgebers. Entscheidungsträger sind sie zwiegespalten, was das Arbeiten von zu Hause aus angeht.  

Da gibt es die eine Hälfte, die es befürwortet, weil sie feststellen können, dass sie zufriedenere Mitarbeiter haben, die die gewonnene Flexibilität zu schätzen wissen, die produktiver und gesünder sind, was sich auf das Geschäftsergebnis positiv auswirkt. 

Die andere Hälfte aber schürt Ängste, dass die Arbeit allzuoft unterbrochen und private Angelegenheiten geregelt werden. Während Mitarbeiter diese Freiheit schätzen, befürchten manche Arbeitgeber den Kontrollverlust. Für ein beispielsweise kurzes Telefonat oder das Annehmen eines Pakets bringen sie in der Regel Verständnis auf und vertrauen darauf, dass ihre Mitarbeiter die dafür benötigte Zeit reinarbeiten. Jedoch ist es für den Arbeitgeber häufig schwer zu beurteilen, ob „schwarze Schafe“ die gewährten Freiheiten zu seinen Ungunsten ausnutzen, wohlgleich man sich die Frage stellen muss, ob diese „schwarzen Schafe“ nicht auch im Büro Wege des „Nichtarbeitens“ finden. 

Studienergebnisse der Krankenkassen zum Arbeiten von zu Hause

Eine Studie der Krankenkasse DAK zeigt, dass die Produktivität im Homeoffice sogar höher ist als im Büro – laut einer Studie aus dem Jahr 2020 um 56 Prozent. 

Auch das Stresslevel der Befragten ist im Homeoffice niedriger: Vor der Corona-Pandemie fühlten sich 21 Prozent der Beschäftigten regelmäßig gestresst, in der Krise sind es nur noch 15 Prozent. Wie das möglich ist? Nachweisbar machen Arbeitnehmer zu Hause weniger Pausen und melden sich seltener krank. 

Viele wollen das Homeoffice nicht mehr missen: 77 Prozent der Beschäftigten, die erst seit der Corona-Krise regelmäßig von zu Hause arbeiten, möchten das auch in Zukunft – zumindest teilweise – beibehalten.

Was sagt die Politik zu Homeoffice und Remote Work?

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil versucht mit einem Gesetzesentwurf auch gegen die negativen Aspekte des Homeoffice vorzugehen. Laut DAK-Studie vermisst fast jeder Zweite die klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Bei den 18- bis 29-Jährigen beklagt das sogar eine Mehrheit von 52 Prozent. Diese Tücken des Homeoffice öffnen der Überarbeitung Tür und Tor und das schleichend. Bislang wurden seine Gesetzvorschläge zum Homeoffice aber immer abgelehnt.

Zieht man eine Halbjahresbilanz zum coronabedingten Homeoffice, zerrt das Arbeiten von Zuhause mit zunehmender Dauer eben wegen der Beschränkung aufs Häusliche auch bei vielen an Gemüt und Nerven. Somit ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann sich die erhöhte Produktivität im Homeoffice in psychische oder psychosomatische Erkrankungen umwandelt. 

Hier braucht es klare Regeln, betont deshalb Arbeitsminister Hubertus Heil. Arbeitsschutz müsse es selbstverständlich auch im Homeoffice geben. Das Angebot bzw. die pandemiebedingte Anordnung von Homeoffice ist Teil einer modernen Arbeitswelt geworden. 


Meine Sicht als Coach mit Resilienz-Expertise auf Homeoffice und Remote Work

Viele fragen sich, wie soll ich denn gelassen bleiben, positiv denken und aus einer Krise gestärkt hervorgehen, wenn
– ich finanzielle Sorgen habe
– mein Arbeitsplatz gefährdet ist
– die Vereinbarkeit von Homeoffice, Homeschooling und Privatsphäre meine Energien aufbraucht und
– ich meine sozialen Kontakte nicht so pflegen kann, dass sich meine Akkus wieder aufladen können?  
Wenn dann so „schlaue“ Ratschläge kommen, wie z.B., arbeite an deiner individuellen Stressbewältigung, deiner Resilienz, deinem Denkmuster und Verhalten, ist die Skepsis groß und die Umsetzung in die Tat für viele unvorstellbar. 

Wie gut wir mit Situationen, Problemen und Herausforderungen des Lebens zurechtkommen, ob diese uns belasten oder uns erfreuen, ist trotz vieler Vorbehalte, aus meiner Sicht als Resilienz-Coach, vor allem eine Sache unseres Selbstmanagements und unserer Selbstwirksamkeit. Wer Stress empfindet oder eben nicht, ist individuell ganz verschieden und hängt in erster Linie davon ab, wie wir Situationen selbst einschätzen und bewerten und wie wir unsere Fähigkeiten, Stärken, Talente und Ressourcen beurteilen. 

Die Frage ist, was können wir also tun, um unsere negativen Empfindungen und Reaktionen sowie unser uns nicht glücklich machendes Verhalten zu ändern? Auf was haben wir keinen Einfluss, also was bedarf möglicherweise einer Regulierung von außen? Und was können wir selbst ändern bzw. beeinflussen? 
In nachfolgender Übersicht habe ich einige Störfaktoren des Homeoffice, die entweder an mich herangetragen wurden oder die ich in Gesprächen oder Berichten aufgegriffen habe, zusammengefasst und mit Lösungsmöglichkeiten sowie dem Verantwortungsbereich versehen: 

Was macht Homeoffice mit uns und was können wir selbst tun?

Es hilft, sich einen gesunden Optimismus zu bewahren, zuversichtlich und offen zu bleiben – und damit Sorgen und Ängsten bewusst entgegenzusteuern.
Körper, Geist und Seele sollten im Einklang sein, denn dann befinden wir uns in Balance, sind gelassener und ausgeglichener. Gesundes Essen, ausreichend Schlaf, Bewegung und Sport sind ebenso unverzichtbar wie ein gutes Emotions- und Stressmanagement.  


Resilienz können wir erlernen – wenn wir wollen:

  • im Einzelcoaching an der eigenen Haltung, dem Mindset, an alten Verhaltensmustern und an Glaubenssätzen arbeiten, die der Situation nicht zutragend sind
  • im Resilienz-Training mit den 7-Säulen der Resilienz (Lösungsorientierung, Optimismus, Opferrolle, Vertrauen, Akzeptanz, Netzwerk, Zukunftsorientierung) Gelassenheit erlangen und an der eigenen Flexibilität und Selbstwirksamkeit arbeiten
  • im Team-Coaching gewünschte Veränderungen gemeinsam erarbeiten und nachhaltig umsetzen

Natürlich erlernt man all das nicht über Nacht und auch nicht an einem Wochenende – aber man kann damit beginnen, darüber nachdenken, diskutieren, in  kleinen Schritten sein Verhalten ändern und nach einiger Zeit zurückblickend merken, dass man dem Ziel Resilienz ein Stück weit näher gekommen ist. 

Ich würde mich freuen, dir dabei helfen zu können.

„Online-Coaching in Zeiten von Corona“

Das Corona-Virus stürzt nicht nur das ganze Land, sondern auch die ganze Welt in eine Krise. Gesundheitlich wie auch wirtschaftlich. Wäre es nicht von Vorteil, wenn so viele Menschen wie möglich eine gute seelische Widerstandskraft hätten, um damit umgehen zu können?

Coaching online – individuell und wirksam

Die Sorge vor einer Corona-Virus-Ansteckung betrifft auch die Arbeit von Coaches. 
Sicherlich sollten Menschen momentan nicht real zusammentreffen, wenn es nicht sein muss. 
Aber das Leben geht nun mal weiter und deshalb suche auch ich als Coach nach einer Möglichkeit, meine Klient:innen weiterhin zu unterstützen. Bereits vor der Coronakrise habe ich Coachingsessions per Telefon oder per Skype angeboten und gute Erfahrungen damit gemacht.

Umso besser, dass die Digitalisierung in Unternehmen aber auch privaten Haushalten soweit fortgeschritten ist. Damit kann gerade in dieser schwierigen Zeit ein Coaching online stattfinden kann, um Unterstützung anzubieten:

  • gemeinsam nach Lösungen für noch nie da gewesene Situationen suchen
  • optimistisch bleiben
  • selbstwirksam handeln
  • die geschäftsführende Kommunikation und die der ganzen Belegschaft verbessern 
  • sinnvoll Verantwortung für sich und andere übernehmen und selbstbestimmt bleiben

Vorteile des Online-Coachings

Nicht nur in Zeiten von Corona hat ein Online-Coaching Vorteile. In einem Austausch per Videochat wird von zu Hause oder von unterwegs mit einem PC oder einem mobilen Endgerät (z.B. Smartphone oder Tablet) die Coaching-Session durchgeführt. Dabei erfolgt die Kommunikation interaktiv über das Internet. Durch die digitale Flexibilität erreichen Coaches auch Menschen in räumlich abgelegenen Regionen oder diejenigen, die sich im Ausland aufhalten und mit einem Coach in ihrer Muttersprache zusammenarbeiten möchten. Auch Personen, die zeitlich sehr eingespannt sind und oft beruflich an verschiedenen Orten unterwegs sind, sind potentielle Kunden für ein Online-Coaching.
Getreu dem Motto #flattenthecurve, macht Online-Coaching gerade richtig Sinn.

Reaktionen von Menschen in Krisenzeiten

Der Verhaltensforscher Ortwin Renn hat herausgefunden, dass das Verhalten von Menschen in Krisen sich in 3 klassische Kategorien unterteilt: 

1. Totstellen: 
Das sind diejenigen, die noch unbekümmert sind und gerne so weitermachen möchten, wie bisher. Für Sie sind Regeln wichtig, die die Politik jetzt aufstellt.

2. Flucht:
Menschen, die sich bei Krisen einigeln, bis hin zur völligen Isolation.

3. Kampf: 
Dieser Typ möchte etwas tun. Er macht Hamsterkäufe, um sich zu wappnen. Häufig hat er Aggressionen gegen die Bedrohung und sucht sich ein Ersatzobjekt, das eigentlich nichts mit der Krankheit zu tun hat, und diskriminiert bspw. Menschen aus dem asiatischen Raum.

(Quelle: https://web.de/magazine/news/coronavirus/risikoforscher-corona-krise-birgt-chance-34521726)

Die gute Nachricht ist, dass viele Menschen Verständnis für die aktuellen Maßnahmen haben. Die Mehrheit hält sich daran, verhält sich solidarisch und bleibt zuversichtlich. 


Meine Verhaltenstipps aus Sicht als Coach und Resilienz-Trainerin in der Coronakrise:

  • nimm Verhaltensempfehlungen ernst, befolge Regeln und akzeptiere Veränderungen
  • verzichte auf Besserwisser-Gerede und schütze dich davor
  • spreche keine Schuldzuweisungen aus
  • suche stattdessen nach zeitnahen Lösungen und übernehme bewährte Best-Practice-Ansätze
  • verändere dich mit bei Veränderungen im täglichen (Arbeits-)Leben
  • denke mit, sei selbstbestimmt und handele verantwortungsvoll
  • kommuniziere gute Vorschläge, besprich diese mit allen Beteiligten und lass darüber abstimmen

Im Sinne der 7-Säulen der Resilienz könnte man folgendermaßen mit der Krise umgehen:

L – Lösungsorientiert
finde Lösungen für individuelle Probleme und Herausforderungen

O – Optimismus
– bleibe zuversichtlich und optimistisch
– neige nicht dazu alles schwarz zu sehen
– erkenne Veränderung als Chance

O – Opferrolle verlassen
bemitleide dich nicht selbst wie „schlimm“ alles ist und wie stark du davon selbst betroffen bist

V – Verantwortungsübernahme
– übernehme Verantwortung für die eigene Situation und die Konsequenzen für das eigene Handeln
– entwickele Kontrollüberzeugung und führe eingetretene Ereignisse auf das eigene Handeln zurück

A- Akzeptanz
– nur wen du eine Krise erkennst und akzeptierst kannst du ihr entgegenwirken und sie bewältigen
– mit Akzeptanz erlangst du emotionale Gelassenheit

N- Netzwerkorientierung
– baue dir ein soziales Netzwerk auf (Familie, Freunde, Kollegen, …), denn das gibt dir in belastenden Situationen Halt
– von deinem Netzwerk kannst du in schwierigen Situationen mit Verständnis, Hilfe und Unterstützung rechnen

Z- Zukunftsorientierung
– gestalte deine Zukunft aktiv
– du hast immer Wahlmöglichkeiten und Handlungsoptionen
– setzte Energie frei für das, was geht und noch kommt

Auch meine Resilienztrainings und Coachings können gerade nicht in Präsenz stattfinden, aber auch in einem virtuellen Training und Coaching kannst du beginnen an deiner inneren Stärke zu arbeiten, flexibel zu werden, um Veränderungen mitzugehen. Kontaktiere mich dazu und wir starten gemeinsam durch.

„Was hat das Jahr des Hundes mit Resilienz zu tun?“

Im chinesischen Kalender ist 2018 das Jahr des Hundes, verbunden mit dem Element Erde handelt sich sogar um das Jahr des Straßenhundes.
Zugegeben, mein Jahr des Straßenhundes hat bereits im Jahr 2017 begonnen. Denn im Oktober 2017 lief mir und meiner Familie ein Straßenhund auf Sardinien zu. Wäre ich allerdings nicht selbstwirksam geworden, hätte das Horoskop bei mir persönlich keine Rolle gespielt. 

Für mich und meine Familie begann das „Jahr des Straßenhundes“ bereits im Sommer 2017. An einem lauen Spätsommerabend lief uns auf Sardinien ein ganz besonders reizendes Exemplar zu. Genauer gesagt schoss nach unserem Restaurantbesuch um Mitternacht hinter unserem Auto ein kleiner weiß- braun-gescheckter Hund mit auf das Gartengrundstück unseres Ferienhauses. Dieses kleine Wesen tat so als würde es uns kennen und hätte uns nun endlich wiedergefunden …. .

Ich bin ein ausgesprochen tierlieber Mensch, übernehme gerne Verantwortung und suche nach Lösungen. Deshalb kümmerten ich und meine Familie uns um das Tier und boten ihm erst einmal ein Dach über den Kopf. Er war so hübsch und gut gepflegt, dass wir davon überzeugt waren, dass irgendjemand kommen müsse, um nach ihm zu suchen. Doch es kam niemand, auch die nächsten 6 Tage nicht!

Wie erkennt man, oben es sich um einen Straßenhund handelt?

Wir fuhren den Hund zum Tierarzt, mit der Hoffnung einen Erkennungschip zu finden. Im Ort erkundigten wir uns, ob er von jemandem vermisst wird. Sein Foto stellten wir in eine spezielle Facebookgruppe. Niemand kannte oder vermisste ihn. Der Hausmeister der Ferienanlage meinte, er kenne eine Freundin, die ihn in eine nette Familie vermitteln könne. Weder von der Freundin noch von ihm hörten wir jemals wieder etwas …

Also kauften wir Hundefutter und Leine, waren aber immer noch fest davon überzeugt, dass er garantiert nicht unser Hund wird. Sie ahnen bereits wie das Ganze ausging?

Die Urlaubssaison war so gut wie vorbei. Für einen Straßenhund bedeutet das, nur noch wenig Futter zu finden und auch keinen schönen bzw. sicheren Aufenthaltsort mehr ausfindig zu machen. 

Gibt man einen Hund im öffentlichen Tierheim ab oder überlässt man ihn sich selbst auf der Straße, mit dem Risiko angefahren beziehungsweise angeschossen zu werden? Weder Wegschauen noch das Tierheim waren Optionen für uns. Also wohnte er erst einmal bei uns und wir kontaktierten einige Tierschutzvermittlungen, von denen wir uns Hilfestellung für die Obhut und Vermittlung erwarteten.

Nur ProTier e.V. erklärte sich einverstanden, den Hund in einer Pflegestelle im Norden Sardiniens aufzunehmen, wenn wir ihn vom Süden der Insel dorthin bringen könnten. Wir fuhren ihn gerne 4 Stunden dorthin. Inzwischen wollten wir ihn nicht nur in Sicherheit wissen, sondern waren bereit, ihm persönlich ein schönes Zuhause zu suchen. Wir dachten dabei an unseren Freundeskreis oder deren Zweitkontakte, denn bis dato hatten wir nicht vor, dass er bei uns dauerhaft einzog.

ProTier e.V. hat für die nötige Tollwutimpfung sowie einen EU-Reisepass gesorgt und hätte sich auch um seine Vermittlung gekümmert. Doch bereits bei der Abgabe in die Pflegestelle war mir und meiner Familie klar, dass wir ihn nach 6 gemeinsamen Tagen nicht einfach anderen überlassen konnten – noch nicht einmal guten Freunden! Ich stellte mir die Frage, wie oft im Leben es passiert, dass einem ein Tier so bewusst zuläuft und ob es sich um Zufall oder Bestimmung handelt. Auf der Heimfahrt hatten wir viel Zeit darüber nachzudenken, ob der Hund in unser Leben passt und das circa für die nächsten 15 Jahre! Natürlich tat er das und deshalb lebt er nun glücklich und zufrieden bei uns in Oberbayern.

Glückliche Menschen unterscheiden sich von weniger glücklichen Menschen nicht dadurch, dass sie keine Krisen erleben, sondern durch ihren Umgang damit. Vielleicht gilt das gleiche ja für Hunde oder Tiere allgemein?

Natürlich ist es leicht, sich immer nur als Opfer der Umstände zu sehen und jegliche Verantwortung auf andere abzuwälzen. Einfach zurücklehnen, in Selbstmitleid versinken oder lieber die anderen machen lassen. Glücklich macht das aber nicht. Erst wer für sich selbst Verantwortung übernimmt und selbstwirksam handelt, kann sein Leben gestalten, Ziele erreichen und mehr Gelassenheit finden.

Ob es sich um Zufall oder Bestimmung handelte, dass uns der Hund zulief, war uns egal gewesen. Letztlich hatten wir zu entscheiden, ob wir ihn seinem Schicksal und somit weiter sich selbst überlassen, oder ob wir ihm helfen. Ich will nicht behaupten, dass man nur dann eine gute Tat tut, wenn man den Hund zu sich nimmt. Schließlich muss auch das Umfeld passen und alle Beteiligten müssen das wollen. Manchmal passt der eigene Lebensstil nicht zum Hund, auch wenn man noch so gerne einen hätte. 

In meinem Coaching ist der „Öko-Check“ Bestandteil bei jeder Veränderungsarbeit meiner Klient:innen. Er beinhaltet die Überprüfung individueller Ziele und individuellen Verhaltens auf Auswirkungen hinsichtlich anderer Kontexte und größerer Systeme, wie z.B. Familie, Arbeitsplatz, Freundeskreis. Spricht zu viel gegen die Veränderung, muss man diese  erneut anpassen, um sich nicht selbst im Wege zu stehen. 
Somit hätte auch einiges gegen die Aufnahme des Hundes sprechen können. In meinem Fall passte aber alles und unser Handeln hatte für den Hund eine große Wirkung.

Das Wichtige ist, dass man hinschaut und dann nach einer Lösung sucht, die für beide Seiten passt. Und der Hund hat alles richtig gemacht. Wäre nicht auch er so selbstwirksam gewesen und hätte keinen weiteren Versuch unternommen, sich ein Zuhause zu suchen (seinem Verhalten nach hatte er es bereits bei vielen Touristen dieser Ferienanlage versucht), hätte sein Leben deutlich schlechter laufen können.

Selbstwirksamkeit ist die Einstellung, die wir zu der Wirksamkeit unseres Handelns oder auch unterlassenen Handelns haben. Und das Vertrauen in die eigene Stärke und ins Leistungsvermögen bei Krisen oder Schicksalsschlägen ist wiederum ein wichtiges Merkmal von Resilienz.

Immer wieder beobachte ich, wie Menschen Verantwortung unterlassen. Beim Misslingen, von was auch immer, suchen sie die Schuld lieber woanders als bei sich selbst:
– die Umstände sind schuld
– der Arbeitgeber gibt einem keine Chance
– die Kolleg:innen grenzen mich aus
– die/der Partner:in macht unglücklich
– usw.
Wer selbstverantwortlich handelt und denkt, muss sich dieser Verantwortung auch stellen, Konsequenzen erkennen, selbst nach Lösungen suchen und Entscheidungen treffen. Das ist nicht immer leicht, aber dafür hat man es selbst in der Hand.

Auch der Hund hat selbstwirksam gehandelt und Resilienz gezeigt. Er hat die Fähigkeit gehabt, in seiner stressigen Situation des Straßenlebens angemessen zu reagieren und sich von ebendiesem Stress auch schnell zu erholen.
Schauen wir uns das mal im Sinne der 7 Säulen der Resilienz an:

OptimismusNach etlichen gescheiterten Versuchen hat er nicht daran gezweifelt, freundliche Menschen zu finden.
LösungsorientierungEr ist hinter dem Auto hergelaufen, um überhaupt auf das eingezäunte Grundstück zu kommen und hat dann das charmanteste Verhalten an den Tag gelegt, um nicht vertrieben zu werden.
Opferrolle verlassenEr hat nicht resigniert und sich mit dem Leben auf der Straße abgefunden.
AkzeptanzAber er hat akzeptiert, dass es Ablehnung gibt und weitere Versuche nötig sind, um Anschluss zu finden.
Verantwortung übernehmenSeine Eigeninitiative ging so weit, dass er sogar nachts noch einen weiteren Versuch gewagt hat.
NetzwerkorientierungSich in der Ferienanlage aufzuhalten, in der es viele Häuser mit wechselnden Touristen gab, ermöglichte ihm eine Grundversorgung auch ohne festes Zuhause mit vielen potentiellen Besitzern.
ZukunftsorientierungSeine Vorstellung von Zukunft war ein sicheres Zuhause mit regelmäßigem Futter und liebevoller Zuwendung.
Resilentes Verhalten beim Hund

Viele meiner Klienten wünschen sich Gelassenheit, Selbstbestimmtheit, Work-Life-Balance. In 2018 habe ich mich als Resilienz-Trainerin zertifizieren lassen und biete ein Resilienz-Programm für Unternehmen und Privatpersonen an. 

Nach umfassenden Hintergrundwissen zur Resilienz und einer Sensibilisierung zu diesem Thema, erarbeiten sich die Teilnehmenden dann in vielen Praxis-Übungen die sieben Säulen der Resilienz. Das praktikable Anwenden in den Alltag kann dann für ein starkes, widerstandsfähiges Immunsystem der eigenen Seele und hohe Flexibilität für mehr Gelassenheit sorgen. Gerne begleite ich Sie nach dem Resilienz-Training individuell bei dem Prozess Krisen, Schicksalsschläge und schwierige Herausforderungen resilient zu meistern.

Ich freue mich auf Anfragen.