„Homeoffice oder Remote Work – Was macht das mit uns?“

Für den einen Fluch, für den anderen Segen. Stimmen werden lauter, dass ein Lockdown bedingtes Arbeiten von zu Hause anstrengend sein kann und uns an körperliche und seelische Grenzen bringt. Sind wir dieser Situation ausgeliefert? Oder wieviel Einfluss haben wir selbst auf unseren Zustand dabei? Warum kommen manche gut zurecht und andere gar nicht, obwohl sie sich in einer vergleichbaren Situation befinden?

Gestattet der Arbeitgeber Homeoffice oder ordnet er dieses sogar an und ist es schriftlich vereinbart, muss er laut Arbeitsstättenverordnung dafür Sorge tragen, dass dem Arbeitnehmer ein Arbeitsplatz zu Hause ausgestattet wird. Beim RemoteWork spricht man davon, seinen privaten PC nutzen zu dürfen, den Arbeits-Laptop mit nach Hause oder auf Reisen zu nehmen, um standortunabhängig auf Dateien zugreifen zu können und mit dem Unternehmen zu kommunizieren – per E-Mail, Telefon und inzwischen zahlreichen spezialisierten Tools, die es erlauben, mit Kollegen und Vorgesetzten ebenso mühelos zu kommunizieren, als säße man gemeinsam am Konferenztisch. 

Ist Homeoffice bzw. Remote Work für Arbeitnehmer immer ein Segen?

War es nicht für viele von uns die Traumvorstellung schlechthin? Die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, ortsunabhängig, keine langen An- und Abfahrtswege zum Arbeitsplatz, flexible Arbeitszeiten, mehr Spielraum für Kinder- oder auch pflegebedürftige Elternbetreuung? 

Ob von Zuhause am Schreibtisch, im Zug während einer Geschäftsreise oder im Ausland an seinem Lieblingsort. Manche Tätigkeiten lassen sich mobil und ganz komfortabel auch an diesen Orten erledigen – sofern ein schneller Internetzugang funktioniert. All dies sind positive Assoziationen mit Homeoffice oder auch Remote Work.

Mit dem Lockdown durch die Corona-Pandemie wurde Homeoffice schneller salonfähig als manches Unternehmen sich vorstellen konnte. Anfangs empfand man – aus Arbeitnehmersicht betrachtet – größtenteils Begeisterung dafür.  

Hat Homeoffice bzw. Remote Work auch Nachteile?

Mit der Zeit höre ich als Coach und auch privat viele Stimmen, die immer öfter über die Nachteile der Remote Arbeit bzw. des Homeoffice berichten:

  • Konzentrierte Arbeit von zu Hause, mit dem Geräuschpegel einer Familie mit Kindern ist nicht unbedingt vereinbar. Auch die Betreuung dieser während der Arbeitszeit, ist auf Dauer schwierig.
  • Alleinlebenden „fällt manchmal die Decke auf den Kopf“, bedingt durch eine kleine Wohnung oder fehlende soziale Kontakte in der Firma. Manche sprechen von sozialer Isolation.
  • Gerade Berufsanfänger oder Jobwechsler empfinden Nachteile, haben sie doch kaum die Chance, ihr neues Team wirklich kennenzulernen und die Unternehmenskultur zu spüren.
  • Oft leiden Menschen, die längerfristig von zu Hause arbeiten und dies an ihren eigenen Tischen und Sitzmöbeln tun, an physischen Beeinträchtigungen wie z.B. Rückenschmerzen, Halswirbel- und Schulterprobleme oder auch Kopf- und Augenschmerzen. Das liegt an der meist nicht ergonomischen Büroausstattung: keine höhenverstellbare Schreibtische und Bürostühle, schlechte Lichtverhältnisse. 

Homeoffice und Remote Work aus Arbeitgebersicht

Arbeitgeber haben in der Pandemie dafür Sorge zu tragen, dass für Arbeitnehmer im Betrieb das Ansteckungsrisiko soweit wie möglich reduziert wird, um eine zu schnelle Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Im Lockdown wurde Homeoffice, wo auch immer es möglich war, angeordnet. Später hing es vom Inszidenzwert ab bzw. liegt im Ermessen des Arbeitgebers. Entscheidungsträger sind sie zwiegespalten, was das Arbeiten von zu Hause aus angeht.  

Da gibt es die eine Hälfte, die es befürwortet, weil sie feststellen können, dass sie zufriedenere Mitarbeiter haben, die die gewonnene Flexibilität zu schätzen wissen, die produktiver und gesünder sind, was sich auf das Geschäftsergebnis positiv auswirkt. 

Die andere Hälfte aber schürt Ängste, dass die Arbeit allzuoft unterbrochen und private Angelegenheiten geregelt werden. Während Mitarbeiter diese Freiheit schätzen, befürchten manche Arbeitgeber den Kontrollverlust. Für ein beispielsweise kurzes Telefonat oder das Annehmen eines Pakets bringen sie in der Regel Verständnis auf und vertrauen darauf, dass ihre Mitarbeiter die dafür benötigte Zeit reinarbeiten. Jedoch ist es für den Arbeitgeber häufig schwer zu beurteilen, ob „schwarze Schafe“ die gewährten Freiheiten zu seinen Ungunsten ausnutzen, wohlgleich man sich die Frage stellen muss, ob diese „schwarzen Schafe“ nicht auch im Büro Wege des „Nichtarbeitens“ finden. 

Studienergebnisse der Krankenkassen zum Arbeiten von zu Hause

Eine Studie der Krankenkasse DAK zeigt, dass die Produktivität im Homeoffice sogar höher ist als im Büro – laut einer Studie aus dem Jahr 2020 um 56 Prozent. 

Auch das Stresslevel der Befragten ist im Homeoffice niedriger: Vor der Corona-Pandemie fühlten sich 21 Prozent der Beschäftigten regelmäßig gestresst, in der Krise sind es nur noch 15 Prozent. Wie das möglich ist? Nachweisbar machen Arbeitnehmer zu Hause weniger Pausen und melden sich seltener krank. 

Viele wollen das Homeoffice nicht mehr missen: 77 Prozent der Beschäftigten, die erst seit der Corona-Krise regelmäßig von zu Hause arbeiten, möchten das auch in Zukunft – zumindest teilweise – beibehalten.

Was sagt die Politik zu Homeoffice und Remote Work?

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil versucht mit einem Gesetzesentwurf auch gegen die negativen Aspekte des Homeoffice vorzugehen. Laut DAK-Studie vermisst fast jeder Zweite die klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Bei den 18- bis 29-Jährigen beklagt das sogar eine Mehrheit von 52 Prozent. Diese Tücken des Homeoffice öffnen der Überarbeitung Tür und Tor und das schleichend. Bislang wurden seine Gesetzvorschläge zum Homeoffice aber immer abgelehnt.

Zieht man eine Halbjahresbilanz zum coronabedingten Homeoffice, zerrt das Arbeiten von Zuhause mit zunehmender Dauer eben wegen der Beschränkung aufs Häusliche auch bei vielen an Gemüt und Nerven. Somit ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann sich die erhöhte Produktivität im Homeoffice in psychische oder psychosomatische Erkrankungen umwandelt. 

Hier braucht es klare Regeln, betont deshalb Arbeitsminister Hubertus Heil. Arbeitsschutz müsse es selbstverständlich auch im Homeoffice geben. Das Angebot bzw. die pandemiebedingte Anordnung von Homeoffice ist Teil einer modernen Arbeitswelt geworden. 


Meine Sicht als Coach mit Resilienz-Expertise auf Homeoffice und Remote Work

Viele fragen sich, wie soll ich denn gelassen bleiben, positiv denken und aus einer Krise gestärkt hervorgehen, wenn
– ich finanzielle Sorgen habe
– mein Arbeitsplatz gefährdet ist
– die Vereinbarkeit von Homeoffice, Homeschooling und Privatsphäre meine Energien aufbraucht und
– ich meine sozialen Kontakte nicht so pflegen kann, dass sich meine Akkus wieder aufladen können?  
Wenn dann so „schlaue“ Ratschläge kommen, wie z.B., arbeite an deiner individuellen Stressbewältigung, deiner Resilienz, deinem Denkmuster und Verhalten, ist die Skepsis groß und die Umsetzung in die Tat für viele unvorstellbar. 

Wie gut wir mit Situationen, Problemen und Herausforderungen des Lebens zurechtkommen, ob diese uns belasten oder uns erfreuen, ist trotz vieler Vorbehalte, aus meiner Sicht als Resilienz-Coach, vor allem eine Sache unseres Selbstmanagements und unserer Selbstwirksamkeit. Wer Stress empfindet oder eben nicht, ist individuell ganz verschieden und hängt in erster Linie davon ab, wie wir Situationen selbst einschätzen und bewerten und wie wir unsere Fähigkeiten, Stärken, Talente und Ressourcen beurteilen. 

Die Frage ist, was können wir also tun, um unsere negativen Empfindungen und Reaktionen sowie unser uns nicht glücklich machendes Verhalten zu ändern? Auf was haben wir keinen Einfluss, also was bedarf möglicherweise einer Regulierung von außen? Und was können wir selbst ändern bzw. beeinflussen? 
In nachfolgender Übersicht habe ich einige Störfaktoren des Homeoffice, die entweder an mich herangetragen wurden oder die ich in Gesprächen oder Berichten aufgegriffen habe, zusammengefasst und mit Lösungsmöglichkeiten sowie dem Verantwortungsbereich versehen: 

Was macht Homeoffice mit uns und was können wir selbst tun?

Es hilft, sich einen gesunden Optimismus zu bewahren, zuversichtlich und offen zu bleiben – und damit Sorgen und Ängsten bewusst entgegenzusteuern.
Körper, Geist und Seele sollten im Einklang sein, denn dann befinden wir uns in Balance, sind gelassener und ausgeglichener. Gesundes Essen, ausreichend Schlaf, Bewegung und Sport sind ebenso unverzichtbar wie ein gutes Emotions- und Stressmanagement.  


Resilienz können wir erlernen – wenn wir wollen:

  • im Einzelcoaching an der eigenen Haltung, dem Mindset, an alten Verhaltensmustern und an Glaubenssätzen arbeiten, die der Situation nicht zutragend sind
  • im Resilienz-Training mit den 7-Säulen der Resilienz (Lösungsorientierung, Optimismus, Opferrolle, Vertrauen, Akzeptanz, Netzwerk, Zukunftsorientierung) Gelassenheit erlangen und an der eigenen Flexibilität und Selbstwirksamkeit arbeiten
  • im Team-Coaching gewünschte Veränderungen gemeinsam erarbeiten und nachhaltig umsetzen

Natürlich erlernt man all das nicht über Nacht und auch nicht an einem Wochenende – aber man kann damit beginnen, darüber nachdenken, diskutieren, in  kleinen Schritten sein Verhalten ändern und nach einiger Zeit zurückblickend merken, dass man dem Ziel Resilienz ein Stück weit näher gekommen ist. 

Ich würde mich freuen, dir dabei helfen zu können.