„Wie geht Burnout-Prävention?“

Die Ursache von Burnout ist NICHT der Job! Es sind die eigenen Verhaltensmuster, mit denen Menschen Nähe und Distanz signalisieren. Auch dann, wenn systemische oder organisationale Probleme im Unternehmen vorliegen.

Letztens behauptete ein Bekannter, die Zukunft von Coaches sei rosig. Seiner Meinung nach steigt die Nachfrage nach Coaching sowohl privat als auch von Unternehmen immer mehr. Seine Tochter studiere Psychologie und die Zahl psychisch erkrankter Menschen nähme auch rasant zu.
Beides stimmt. Unterscheiden muss man natürlich, ob Menschen psychisch erkrankt sind und therapeutische Unterstützung brauchen oder ob sie Anzeichen mentaler Erschöpfung zeigen und mit einem Coaching sich selbst helfen können. Fakt ist, in Deutschland sprechen Menschen leider immer noch nicht gern darüber, dass sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen oder mit einem Coach zusammenarbeiten . 

Laut dem Magazin Spiegel raten selbst Ärzte in Deutschland ihren Patienten davon ab, ihre psychische Krankheit öffentlich zu machen, denn für viele Chefs und Kolleg:innen gilt die betroffene Person als nicht belastbar und labil, einhergehend mit geringeren Chancen auf eine Beförderung.

Was ist eigentlich ein Burnout?

Unter dem Burnout Syndrom versteht man einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung mit verminderter Leistungsfähigkeit. Beim Burnout steht im Mittelpunkt, woher die Erschöpfung kommt. Während eine Depression auch kontextfrei diagnostiziert werden kann. Menschen, die zu Perfektionismus neigen und besonders hohe Ansprüche an sich selbst stellen sowie Menschen, die über ein sehr geringes Selbstwertgefühl verfügen, neigen in der Regel eher dazu, ein Burnout-Syndrom zu entwickeln.

Meine Coachees mit ersten Burnout-Symptomen …
– können „auf einmal“ nicht mehr schlafen
– leiden an Krankheiten, die sie sich nicht erklären können (Kopfschmerzen, Rückenleiden, Hautprobleme, …)
– haben immer öfter Konflikte mit Mitmenschen
– ziehen sich von ihrem privaten Umfeld zurück
– sind in ihrem Job unglücklich
– klagen über den Verlust sämtlicher Energie
– Freizeit, Urlaub, Nichtstun laden ihre „Akkus“ auch nicht mehr auf

Die Studie der DAK-Gesundheit zeigt: 2020 mussten so viele Berufstätige wie noch nie wegen Rückenschmerzen im Job passen, und psychische Störungen erreichten einen neuen Höchststand. Die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme in Deutschland hat sich laut Bundesarbeitsministerium zwischen 2007 und 2017 mehr als verdoppelt – von 48 auf 107 Millionen Fehltage pro Jahr.
Nach AOK-Daten hat sich wiederum die Zahl der Arbeitsausfälle wegen einer Burnout-Diagnose im letzten Jahrzehnt beinahe verdreifacht.

Frage ich meine Coachees mit Anzeichen zum Burnout oder der bereits gestellten Diagnose „Burnout“, was ihrer Meinung nach die Ursachen sind, dass sie sich „ausgebrannt“ fühlen, höre ich in der Regel Antworten wie: 
- Stress aufgrund hoher Verantwortung oder hohem Zeitdruck
- ungeregelte Arbeitszeiten und Überstunden
- ständige Erreichbarkeit aufgrund der digitalen Arbeitsweisen
- Mobbing (Probleme mit Vorgesetzten oder Kolleg:innen)
- ausbleibende Anerkennung durch Vorgesetzte
- Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes
- neuerdings auch coronabedingtes Arbeiten von zu Hause

Menschen mit Burnout können für sich und andere schlecht Grenzen setzen und sind sich oft selbst nicht wichtig genug. 

Wo psychisch stabile Menschen einfach „Nein“ sagen, sind sie unsicher. Sie machen alles, was man ihnen sagt und vergessen, sich selbst zu schützen. Burnout entsteht nicht ohne Grund! Es gibt verschiedene Ursachen.

Auch bei meinen Coaching-Klient:innen wird der Wunsch nach Resilienz, also der inneren Stärke, immer lauter und ich stelle fest, dass das Burnout-Syndrom mit all seinen Vorstufen auf sämtlichen Hierarchiestufen in der Arbeitswelt stark vertreten ist. 

An erster Stelle stehen folgende persönliche Eigenschaften, die uns in den Burnout treiben:

  • großer Ehrgeiz
  • Hang zum Perfektionismus
  • Neigung Stress herunterzuschlucken, da keine passende Strategie für die Stresssituationen gefunden wurde bzw. sich nicht die Zeit dafür genommen wurde
  • ausgeprägtes Helfer-Syndrom
  • Schwierigkeiten „Nein“ zu sagen

Menschen mit diesen Verhaltensprogrammen geht es darum, Wünsche und Erwartungen der Anderen zu erfüllen, denn sie möchten gefallen, gemocht werden und Konflikte vermeiden. Oftmals stellen sie aber auch an sich viel höhere Erwartungen als andere es tun. Sie genügen sich selbst nicht. Dabei erkennen sie dieses Muster nicht oder sie können es nicht ohne weiteres ablegen.
Auch wenn das auferlegte Arbeitspensum größer ist als sie erledigen können, lehnen sie nicht freundlich ab oder delegieren, sondern machen alles selbst. So lange, bis sie Fehler machen, die tatsächlich auf sie zurückfallen und sie an der Last zerbrechen. 
Burnout hat mehrere Einflussfaktoren und tritt durch Disblancen in 4 Bereichen auf
– Körper
– Geist
– Seele
– Soziales Gefüge
Wird nicht nur ein Bereich vernachlässigt, sondern mehrere, schwinden die Energien drastisch, da keine Kompensation mehr erfolgen kann bzw. nicht ausreicht.

Was unterscheidet also die Menschen, die unter gleichen Bedingungen kein Burnout entwickeln?

Solche Personen wissen wer sie sind, haben eine gesunde Selbstliebe und sind selbstbewusst und selbstwirksam.
Entweder lösen sie sich schneller aus schlechten Arbeitsbedingungen oder sie gehen solche erst gar nicht ein. Mobbing ist kein Thema für sie, weil sie sich darauf nicht einlassen und erst gar nicht in die Opferrolle schlüpfen. Zeitdruck lassen sie nur soweit zu, dass ihr Wohlbefinden nicht darunter leidet. Sie ziehen ihre sozialen als auch persönlichen Distanzzonen anders

Hinter dem fehlenden Grenzziehen stehen massive Zweifel im Hinblick auf den eigenen Selbstwert: „Ich muss mich nützlich machen, funktionieren und alle an mich gestellten Aufgaben erledigen, denn sonst bekomme ich nicht die Zuwendung und die Anerkennung, die ich mir wünsche.“ In diese Spirale katapultieren sich die Betroffenen meist selbst, da sie mit sich selbst und ihrer Leistung selbst nie ausreichend zufrieden sind. Alles um sie herum ist wichtiger als sie selbst und die eigenen Bedürfnisse werden gar nicht mehr wahrgenommen. Das wohlgemerkt ist den vom Burnout Betroffenen allerdings nicht bewusst: sie sind von ihrem Unterbewusstsein gesteuert

Was ist die Ursache von geringem Selbstwert?

Es ist etwas ganz Verborgenes mit großer Macht und erst einmal unerklärlichem Einfluss. Es kommt eigentlich immer aus der Kindheit, wo es ganz wichtig war seiner selbst Willen geliebt zu werden, ohne die Verknüpfung an die Erwartungen der Eltern. Dem Bedürfnis Liebe und Sicherheit zu spüren, statt mit Leistung brillieren zu müssen. Zuwendung, Wertschätzung und Anerkennung lässt einen Menschen heranwachsen, der im Erwachsenenalter sich selbst mit Würde begegnen kann.

Hat man den auslösenden „Trigger“ (= Auslöser für ein Verhalten oder eine Empfindung
z.B. Angst, Enttäuschung, falscher Gehorsam, … ) für den Burnout erstmal ausfindig gemacht, gilt es darüber zu reden. Es sind nicht die vielen Gründe gemeint, die eigentlich nur das i-Tüpfelchen waren, auf die man den Burnout schieben kann (z.B. Schicksalsschläge wie Krankheit, Trennung, Unfall, allgemein große Verluste oder die Gesellschaft an sich bezüglich Leistungs- und Zeitdruck, Mobbing, schlechte Arbeitsbedingungen, etc.). Es spielt zunächst keine Rolle woher das kommt! Wichtig ist zu wissen, dass es so ist und sich eingestehen zu können, dass hier persönlicher Nachholbedarf ist.


Wie geht also nun Burnout-Prävention?

Würde ich als Coach beginnen zu ergründen, warum zu wenig Selbstliebe und Selbstwert entwickelt wurde, könnte der Coachee schnell in die Opferrolle schlüpfen und andere Personen (meistens die Eltern oder im beruflichen Umfeld gerne auch Vorgesetzte) für seine Gedanken und das eigene Fühlen verantwortlich machen. Es würde ihm vielleicht die letzte Energie rauben, um an sich selbst etwas zu verändern. Stattdessen hilft es den Blick nach vorn zu richten. Sich Selbstliebe schenken und Grenzen setzen – sich selbst und anderen.

Als Coach arbeite ich mit meinen Coachees u.a. an folgenden Punkten: 

- für Wahrnehmung sorgen
- Automatismen aufdecken und mit besser tauglicheren Verhaltensmustern ersetzen
- Probleme aus mehreren Perspektiven sehen
- wieder Gefühle zulassen und Bedürfnisse spüren
- über Ängste sprechen und ihnen so die Macht nehmen
- sich selbst wieder mehr Respekt, Wertschätzung und Liebe zukommen lassen
- statt Hass und Wut zu leben, für einen konstruktiven Umgang mit Problemen zu sorgen
- Verantwortung übernehmen und optimistische Zukunftslösungen suchen

Ich helfe meinen Coachees zu begreifen, dass es daran liegt WIE sie sich verhalten. Ganz wichtig ist dabei die eigene Mitarbeit. Die Erwartung „repariere mich und optimiere mich“ führt ebenso wenig zur Besserung wie der Wunsch, dass andere sich verändern müssen, damit es der betroffenen Person besser geht.
Gemeinsam erarbeiten wir neue Wege und eine selbstbewusste Handlungsfähigkeit in vielen kleinen Schritten, wo vorher Aussichtslosigkeit war. 
Ein zusätzliches Resilienz-Training mit dem aktiven Erarbeiten der 7 Säulen der Resilienz, sowie Achtsamkeits- und Energieübungen gibt meinen Coachees ein neues Selbstbewusstsein und die Fähigkeit, individuelle Grenzen setzen zu können.  


Wenn ihr also die hier beschriebenen ersten Anzeichen eines Burnouts bei euch erkennt, habt den Mut und wendet euch an eine Psychotherapeut:in, bucht euch ein Coaching bei mir als zertifizierten Coach oder beginnt mit meinem Resilienz-Training, damit es gar nicht erst zum Burnout kommt.